Dienstag, 2. Juni 2009
Wendepunkt
Endlich der Ozean. Da liegt er nun vor uns breit und blau. Der Treck ist geschafft! Der Nebel lichtet sich langsam. Die Gischt der Brandung leuchtet. Seelöwen surfen in den Wellen. Pelikane schweben knapp über dem Wasser.

Der westlichste Punkt unserer Reise liegt ca. 5 mi vor der Küste Montereys auf einem kleinen Boot. Es schwankt entsetzlich. Hinter der Dünung des Pazifiks ist der Horizont nur ab und zu zu sehen. Wir halten Ausschau nach Walen. Die sollen hier sehr häufig sein. Schließlich begleiten uns ein paar Delphinschulen. Seeelephanten wagen sich weit von der Küste weg. Theo und Paul sind überglücklich. Ab jetzt geht es nur noch ostwärts.

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turn out
Barbara befürchtet, dass unsere Texte lang würden.
Ja, die Texte sind etwas langatmig.
Nein, so ausführlich ist genau richtig.

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Erstellt von olfetreck am 2009.06.02, 18:08.



Theo genießt das Lebensglück in vollen Zügen. Bei langsamer Fahrt durfte er sich aus dem Fenster lehnen. Genießend schloss er die Augen und ließ sich den Fahrtwind ins Gesicht wehen.

Wir waren bei der Reisevorbereitung so sehr mit den cowboy states beschäftigt, dass wir uns mit Kalifornien nicht näher beschäftigt hatten. Deshalb hatten wir keinerlei feste Vorstellungen von dem, was uns dort erwartet. Sicher, Barbara kennt San Francisco, den weiteren Küstenverlauf aber auch nicht.

Nach der Traverse durch das an dieser Stelle völlig zersiedelte Kalifornien erreichten wir nun endlich die Pazifikküste. Wenn wir es nicht besser wüßten, müßten wir denken, dass wir in Mexiko sind. Alles um uns herum spricht Spanisch. Die bisher recht aufgeräumte Umwelt hat sich in ein Chaos verwandelt. An die rauhen Freeways haben sich wilde Zufahrten herangebaut. Eigentümliche Ranches, die wohl eher Schrottplätze sind, leben von den Verkehrsadern wie Strandräuber vom Meer. Aus dieser Armut stechen die deutschen Nobelkarrossen hervor. Das sind aber in der Summe dann doch noch so wenige, dass ich mich frage, warum von den paar Dingern das Wohl und Wehe unserer Industrie abhängen soll.

An der Küste empfing uns nach der gleißenden Sonne zwischen Yosemite und Coast Range der berühmte Nebel und verwischte den Horizont. Dort ließen wir Monterey zunächst rechts liegen und folgten dem berühmten Highway One südwärts. Bald schon bauten sich gewaltige Steilküsten auf, deren Buchten die Straße abenteuerlich folgte. Theo versicherte sich als Beifahrer ständig bei mir, dass wir da nicht runterfallen. An den Hängen leuchteten teure Villen, die zum Teil mit recht avancierter Architektur aufwarten konnten.

Wir brachten bald in Erfahrung, dass es sich hierbei um einen eher exklusiven Küstenabschnitt handelte. An etlichen Anwesen baumelten Verkaufsschilder. Dieser für die Große Krise vielbeschreibene Erscheinung begegneten wir hier zum ersten Mal. Äußerlich war in den Staaten des Westens von der Krise nichts zu sehen.

Bei allem Glamour stellt sich für uns wie jeden Abend die prosaische Frage nach der Übernachtungsmöglichkeit. Die hier fehlenden Campgroundsymbole auf der Landkarten hielten wir für einen Redaktionsfehler. Es stellte sich jedoch kurz nach Sonnenuntergang heraus, dass das die reine Wahrheit war. Wer für seine Finca so viel Asche auf den Tisch gelegt hat, möchte wohl kaum Nomaden vor seiner Nase sehen. Da der einzige offizielle Platz in Big Sur dann auch noch komplett voll war, blieb uns nichts anderes übrig, als mal wieder eine Nacht auf der Strasse zu verbringen. Wir wählten einen exponierten turn out ca. 100 Höhenmeter senkrecht über den Meer. Damit hatten wir den besten Platz Kaliforniens erwischt.

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