Donnerstag, 28. Mai 2009
Hafen
Es wird Zeit, dass wir das Wüstenmeer Nevadas durchqueren. Wie bei einem Schiff hat auch unser RV eine dringende Überholung notwendig. Nicht nur, dass unsere Trinkwasservorräte langsam faulig werden. Die stehende Hitze, die trockene Luft schlagen etwas auf die Stimmung. Damit sinkt auch die Motivation für die tägliche Pflege. Die Fensterscheiben werden langsam durch unzähligen Kinderhände blind. Der Fußboden klebt, die Schritte knirschen. Zu allem Unglück verrichtet Paul seine ersten urinalen Selbsterfahrungen mitten im Wohnzimmer. In dieser Lage kommt der Anlasser einer Befreiung gleich. Der Blick nach vorn ist rein und unverbraucht.



Mitten im Amunition Center in Hawthorne, dem unterirdischen zentralen Munitionslager der US Army in der Wüste Nevadas, lässt sich die Automatik nicht mehr auf P bewegen. Das war der Supergau, denn nur auf P läßt sich die Karre starten. Zwischen den hunderten maulwurfshügelartigen Bunkern hätten wir wohl schlecht übernachten können. Nach einem gewaltsamen Selbstreparaturversuch sprang ein daumengroßer Kieselstein aus der Armaturenverkleidung in den Fußraum, der sich unter der Gummimanschette in der Schaltkulisse verkeilt hatte. PAUL!!!!!



Er pflegt zur Zeit in jede Ritze Kieselsteine, genannt "Nüssen", zu stopfen. Gut, dass wir Steven von der Damage-Hotline nicht deswegen wieder belästigt haben und uns die Rechnung für eine 600 mi Anfahrt erspart blieb.

Für alle treuen blog- Besucher: Das engine Lämpchen konnten wir zum Schweigen bringen. Ein Campingplatzwart und ehemaliger Chevrolet engineer verriet uns, dass man mit drei Tritten auf das Gaspedal und sofortiger Zündung die Servicemeldung abschalten könne.

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Nachtrag Yellowstone
Was soll ich sagen? Der Yellowstonepark ist natürlich einmalig. Im Großen und Ganzen genau so großartig, wie es überall publiziert wird und etliche von Euch wahrscheinlich kennen: grellgelbe Canyons, 30 m hoch sprühende Geysire, Bisons überall. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Deshalb schleppen sich schon jetzt die Touristenscharen durchs Gelände. Obwohl sich über das Gelände in der Größe eines mittleren deutschen Bundeslandes alles schön verteilt, ist es nach den vielen Tagen in der Einsamkeit schon eigentümlich, wenn zwei mittelmäßig gelaunte Schwaben den Blick auf Old Faithful, dem zuverlässigsten aller Geysire, versperren.



Totale Spannung war angesagt als ca. 75 m von der Straße ein Grizzly entfernt auftauchte und gemächlich davontrottete. Dasselbe wiederholte sich am nächsten Tag, nur dass diesmal lediglich ein Bach und gerade noch 15 m uns von dem Tier trennten. Ein Ranger sagte uns, dass er das Tier bereits seit Tagen beobachte und es an der Schnauze verletzt sei, sonst wären wir wohl nicht mehr hier. Das war für Theo großes Kino...

Überall werden für solche Fälle Bärensprays angeboten. Dieses ziemlich teure, extrem starke Pfefferspray erschien uns zuvor doch etwas übertrieben. Als dann noch ein Bison auf mich zu rannte, nachdem ich zwecks Foto ihm wohl etwas nahe kam, hatte ich für das Erste genug vom wildlife.

Wirklich großartig war unser campground. In der hier üblichen Weitläufigkeit erstreckte er sich über ein traumhaft schönes Tal. Das Schmelzwasser ließ den Fluß über die Ufer treten. Grell glitzerten die überschwemmten Wiesen im Gegenlicht. Bisons grasten gemütlich und näherten sich bis auf wenige Meter dem Zeltplatz. In etwas größerer Distanz hielt sich eine Herde Wapitis auf. Die Präriehunde sprangen um unser Lagerfeuer. In totaler Ruhe stand die Zeit still. Alle Endlichkeit schien außer Kraft gesetzt.

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Mittwoch, 27. Mai 2009
Middlegate
Wir wollten Nevada extrem. Das heißt, uns genügte nicht der schnelle Transfer über die Interstate. Stattdessen suchten wir die totale Einsamkeit in der Wüste. Deshalb wählten wir die US 50, die in allen Karten als "loneliest road" bezeichnet wird. Aber auch das war noch nicht genug. So schlugen wir die alte, verlassene Wegstrecke der US 50 ein. So kam es, dass wir tatsächlich über ca. 60 mi keinem einzigen Auto begegneten. Stattdessen waren sämtliche Straßenschilder von Handfeuerwaffen aller Art durchsiebt.



Die Weite und Einsamkeit der Steppe hier übertrifft in der Tat nochmal alles bisher dagewesene. Einzig die über uns exerzierenden Kampfflugzeuge aus den diversen umliegenden test sites (Nellis und Fallon NAS - TOPGUN) erinnern an die Existenz von Menschen.

Leider ist Barbara etwas krank geworden und liegt nun mit Fieber im Alkoven. Das zwang uns zu einem ungeplanten Übernachtungsstopp in Middlegate.

'Middlegate' klingt etwas euphemistisch ist eigentlich nur eine Tankstelle mit Diner und zählt deshalb nur 17 Einwohner. Die nächste Stadt, Carson, ist 120 mi entfernt.

Nachdem der Rest der Familie eingeschlafen ist, bin ich in den Diner zu den 17 Einwohnern zum Fraternisieren. Sie erzählten mir, dass das Geschäft in der Regel recht ruhig sei, nur manchmal die guys aus Kalifornien kämen, um Dosen zu schießen. Ob sie das dann in den Bergen täten? Nein, gleich hier auf dem Parkplatz! Da schlafen wir heute nacht...

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Elko
Für den großen Schlag durch das Great Basin von Nevada müssen wir ein paar Nachtschichten einschieben, anders als schlafend wären die 400 mi durch die endlose Weite mit den Jungs nicht zu machen. Inzwischen sind wir ja schon einiges an Monotonie gewöhnt, aber die schnurgeraden Straßen durch die Halbwüste stellen nochmal eine echte Herausforderung dar.



Jetzt gegen eins klappen mir dann doch schon die Augen zu. Zeit für eine Pause. Die Station heißt Elko. Ein runtergekommenes Glückspielernest an der Hauptverkehrsader des Westens, der interstate 80. Riesige Leuchtreklamen am strip werben um Aufmerksamkeit für Casinos und den dazugehörigen Inn's. Unüberhörbar werden irgendwo im Tal ununterbrochen Güterwaggons rangiert. Um die $30 für einen fully hookup (Campingplatz für RV's mit allen Anschlüssen) für die verbleibende Nacht zu sparen steuern wir einen Parkplatz von Walmart an. Hier stehen schon ein paar motorhomes. Die Supermarkt ist noch geöffnet - um ein Uhr nachts am Memorial Day! An der Eingangstür harrt der obligatorische market greeter aus. Er heißt Jim und hat auch zu später Stunde für alle Kunden ein paar freundliche Worte übrig. Aknekranker White Trash spielt mit seinen muscle cars auf dem fast leeren Parkplatz. Barbara fürchtet sich ein wenig.

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Continental Divide
Mit der Continental Divide, dem Hauptkamm der Rockies, haben wir nicht nur das Dach der Tour überwunden sondern auch die Climax unserer Geschichte hinter uns gelassen. Mit Wyoming haben wir die Cowboy States verlassen und bereiten uns auf die Ankunft in Kalifornien vor. Im Januar 2008 machten wir uns auf den Weg. Der große Plan beschäftigte die ganze Familie. Viele kleine Details, Geschichten, Bücher, Western und andere Filme aus der Gegend, das Völkerkundemuseum, Theos Indianergeburtstagsfeier und vieles mehr befeuerten die Phantasie aller und zogen uns unaufhaltsam in die Spur nach Westen. An der Stelle, an der einst die Pioniere ihr Ziel fanden und ihre Aufbruchstimmung im alltäglichen Überlebenskampf verging, endet unsere Reise und wir kehren wieder in unseren Alltag zurück. Wir freuen uns auf die vielleicht schönsten Erinnerungen.

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Rodeo
Um unser RV in pull through position (das ist wichtig, denn beim Rückwärtsfahren erlischt die Versicherung) parken zu können, stellen wir uns mitten zwischen die gigantischen Pferdetransporter der Rodeo Cowboys. Noch werden die letzten Pferde aufgezäumt und die Frisuren der Cowgirls auftoupiert. Der gemächliche Gang der O- beinigen Cowboys ist den extrem abgeschrägten Absätzen ihrer Stiefel angepasst. Schon ist alles von einer hellen Staubschicht überzogen, die das Ganze noch etwas urwüchsiger erscheinen läßt. Tatsächlich füllen sich die Ränge langsam mit gestriegelten Cowboys und Cowgirls und ihrem in dieser Verkleidung um nichts nachstehenden Nachwuchs. Lediglich die bunt verspiegelten Sonnenbrillen fallen aus dem sonst so traditionalistischen Rahmen. Neben wenigen Vaqueros (wie die mexikanischen Cowboys genannt werden) ist das Publikum rein weiß. Eine in rot- blauem Glitter gekleidete Blondine singt die Hymne hoch zu Ross. Nachdem wir uns schon wohl etwas zu zögerlich erhoben haben vergesse ich in der Aufregung sogar noch, meine Mütze abzunehmen.
Dann geht es los. Theo ist schon beim ersten barebone riding völlig aus dem Häuschen. Danach werden Kälbchen mit dem Lasso eingefangen. Schmächtige Cowgirls reiten mit wehenden Haaren viel zu große Hengste im Höllengallop durch den Parcours. Die Stimmung ist gut. Nur auf die Frage des Stadionssprechers, wer den für Obama gestimmt hätte, verstummt kurz die Arena. Mit dem Geruch der Tiere verströmt der Abendwind einen Hauch von Authenzität.

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Montag, 25. Mai 2009
Atomic Idaho
Mit dem gleichmäßigen Rauschen des Fahrtwindes wächst der Rausch des Fahrens. Langsam verschwimmt jetzt und gleich, schnell und langsam.

(Wer möchte, kann sich dazu den passenden soundtrack streamen) my land (mp3, 3,256 KB)

In diesem Geisteszustand schweben wir nach Idaho. Dort führt unsere Route direkt durch ein nukleares Testfeld zur zivilen Nutzung von Atomstrom. Als Verantwortlicher hätte ich mich allerdings auch für diesen Ort entschieden. Hier wurde bereits 1950 der weltweite erste Atomreaktor in Betrieb genommen. Inzwischen sind 50 (!) weitere Meiler hier errichtet worden.

https://inlportal.inl.gov/portal/server.pt?open=514&objID=1311&parentname=CommunityPage&parentid=46&mode=2&in_hi_userid=200&cached=true

Wahrscheinlich wegen der massiven Strahlung meldet sich unser Vehikel mit einem blinkenden Motorensymbol auf dem Amaturenbrett. In der Anleitung zur Selbsthilfe ist nur zu finden, dass man sich in diesem Fall nicht mehr selber helfen kann, sondern unbedingt die Notfallnummer anrufen muss. Wegen der allgemeinen Radioaktivität ist aber hier mitten im Hochland von Idaho in 40 mi Entfernung zur nächsten Agglomeration Cell Phone Essig.

Inzwischen färbt sich der Himmel Violett und Blitze zucken am Horizont. Grellgelbe Warnschilder säumen den Highway und warnen davor, die vergiftete Prärie zu betreten. Die ebenmäßigen Vulkankegel am Rand der Ebene sind weltfremd. Von diesem Trip holt uns auch keine Warnlämpchen runter. So rauschen wir weiter.

Der nächste Campground befindet sich in Mitten eines Trailerparks. Hier leben die echten Simpsons. Unser Springfield heißt Arco. "The Home Of The Atomic Burger" steht unter dem Ortsschild.



Ich frage drei stark angetrunkene guys nach dem Weg und werde mit Hitlergruß zur Spazierfahrt im Truck eingeladen. Ohne Auskunft lehne ich dankend ab! Der Himmel verdunkelt sich weiter, während sich die Abendsonne senkt und unter die Wolkendecke kriecht. Jetzt leuchten die Sternenbanner über den mobile homes. Der Goldschatz besteht hier aus Uran. Deshalb spannt sich eine gigantischer Regenbogen über den Himmel. Und noch 1000 mi bis San Francisco...

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Sonntag, 24. Mai 2009
Hinterherhinken
Ein Highlight jagt das nächste. Wir kommen wegen der abnehmenden WiFi- Dichte nicht mehr mit dem Schreiben hinterher:

Indianer Museum in Cody, Yellowstone Park,



Begegnung mit Bären,



Bison auf dem Campingplatz,



Coyoten am Straßenrand,



Motorboot- Trip in totaler Einsamkeit vor der Kulisse der grandiosen Grand Tetons,



Rodeo in Jackson...



asap werden wir die Lücken füllen!

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Route
echter als echt (mp3, 1,475 KB)

Denver (Colorado) - Steamboat Springs - Dinosaur National Park East - Dinosaur National Park West (Utah) - Vernal - Rock Springs (Wyoming) - Boysen National Forest (Wind River Indian Reservation) - Cody - Yellowstone East - Yellowstone South - Grand Teton National Park - Jackson - Idaho Falls (Idaho) - Arco - Craters Of The Moon - Twin Fall - Elko (Nevada) - Eureka - Middlegate - Hawthorne - Lee Vining (Kalifornien) - Yosemite National Park - Los Banos - Gilroy - Big Sur - Monterey - Marinas - Santa Cruz - Half Moon Bay - San Francisco

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Recycling
Zunächst wollte ich eigentlich mir nur einen gemütlichen Abend an der Bar mit meinen zwei Söhnen machen. Theo starrte in die Glotze, auf der alte Western (!) liefen, Paul suchte den Kontakt zu den anderen Cowboys an der Bar. Natürlich waren alle schon mal in Germany! Wyoming setzt sich anscheinend zu einem großen Teil aus Ex- GI's zusammen, die bei uns ihren service absolviert haben. Freundlicherweise schob uns der Barkeeper eine Schüssel ungeschälter Erdnüsse hin. Nun musste ich im Akkord für T und P die Nüsse knacken. Das ging P viel zu langsam, so dass er sich die nächste Nuss im Ganzen einverleibte. Das ging nicht gut. Die Nuss stellte sich quer und P lief violett an. Es war Zeit zu gehen. Da mein letztes Bier noch mindestens halb voll war, wollte ich unbedingt mitnehmen und fragte deshalb unüberlegt, ob ich die Flasche mitnehmen dürfte, ich würde sie auch ganz bestimmt morgen leer wieder herbringen. Da brach unter der Ex-GI-Jetzt-Cowboys ein schallendes Gelächter aus: No recycling in the US! Ich war blamiert!

Mit dem Umweltschutz wird das hier nichts mehr. Da könnten sie alle mit ihren Toyota Prius E- Autos durch die Prärie surren, diesem Land ist in puncto Öko nicht zu helfen. Wer zwingend mit dem Auto von zu Hause zur Apotheke und danach zum Bäcker fahren muss, um nicht auf den sechsspurigen Durchgangsstrassen getötet zu werden, wird auch mit einem Drei-Liter-Auto der Atmosphäre den Garaus machen.

Zu allem Unglück werden sogar hier in Jackson, Wyoming, wo mindesten sechs Monate das Thermometer unter Null fällt, sogar Neubauten ohne jegliche Dämmung gebaut! Das kann nicht wahr sein.

Egal, wenn die Felder abgegrast sind, zieht der Treck weiter gen Westen...

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Donnerstag, 21. Mai 2009
on the road
Wie muss man sich das eigentlich vorstellen, so einen Tag auf dem Olfetreck? Inzwischen schon recht routiniert. Morgens gibt es erst einmal dünnen amerikanischen Kaffee (extra aromatischer Blend - ?) mit getoasteten Bagels. Dafür schmeißen wir in der Wildnis sogar den Generator an. Je nach Standort fällt das Frühstück schnell oder ausgedehnter aus. Meist ist dies dann der Zeitpunkt für die erste Anfrage: "Wann fahren wir los?", oder von Paul eine standardisierte Ansage: "Unser-Auto-rumpelt". Das lässt mich hoffen, dass auch bei den Jungs der Funke übergesprungen ist... Dann das Mobil klar gemacht, die Kinder eingesackt, alle Türen in Flight (hallo Dörte), und los geht's!
Unterwegs sitzt mal Theo vorne, mal ich. Je nach Befindlichkeit der kleinen Mitreisenden... Vorne hat man natürlich den deutlich besseren Ausblick aus dem Mobil. Für mich bedeutet das allerdings auch, dass ich ständig aufstehen und nach hinten gehen muss, um Getränke zu organisieren, runtergefallene Spielzeugautos aufzuheben, Streit zu schlichten, Nase zu putzen, Bücher zu holen, und und und. Also nicht so wirklich entspannt. Dennoch sind wir in den letzten Tagen ein gutes Team geworden. Theo singt laut und schief seine Lieblingstracks von John Denver mit (Country Roads und Rocky Mountain High). Andere Songs dürfen nicht gehört werden.



Paul kommentiert Autos (Schul-Busse, grosse-Laster, oder wenn's ganz toll kommt: Güter-zug!) und Tiere (Kü-he!) in seiner bewährten Silbentrennung. Ich assistiere Jonas in Sachen Streckenführung und habe sonst das Vergnügen die ganze Bande zu bewirten ("Mama, Du warst ja mal Stewardess!"). Ja, und so fahren wir nun doch sehr vergnügt durch dieses schöne Land! Zwischenstopps für Sightseeing, Einkaufen, häufiges Tanken, gelegentliche Fastfood-Picknicks und natürlich am späten Nachmittag Nachtlager mit dem obligatorischen Campfire.

Nach 6 Tagen sind wir jetzt rund 1000 Meilen gefahren - das ist recht viel, wenn man die Bergstraßen, das grundsätzlich lahme RV, die ca. 200 Pipipausen etc. und das Aktivitätenprogramm mit einrechnet. Nun ist unser heutiges Nachtquartier schon kurz vor den Toren des Yellowstone. Nach nicht mal einer Woche on the road ist klar, dass die Rückkehr ins normale Leben eine Vollbremsung sein wird....

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Trail
Was für ein Erlebnis, sich in derselben Raum-Zeit-Schichtung wie seinerzeit die Europäer nach Westen zu bewegen.



Heute standen wir an der Weggabelung von California und Oregon Trail. Mitten im Nichts. Die Spuren der Planwagen sind noch heute erkennbar. Die Eisenreifen müssen den Prärieboden so verdichtet haben, dass bis heute dort nicht einmal das robuste Präriegras wächst. Allein diese Hochebene im Tempo der Gespanne zu durchqueren, kostete wohl mindestens eine Woche. Als westberliner Gedenkprofi in solchen Dingen eigentlich hart gesotten, hat mich das kleine, am Wegesrand kaum beachtete Zeugnis bürgerlichen Tatendrang und Wagemuts schon sehr berührt. Das ist das wahre Motiv unserer Zeit des Strebens nach privatem Glücks. Schade nur, dass man nach jedem Aufbruch irgendwann wieder ankommt. Wann kommt die Zeit aufzubrechen?

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Prärie
Was soll ich da schreiben? Jeder Reisebericht aus dem amerikanischen Westen dreht sich um die Weite der Landschaften. Während der langen Autofahrten schaut Theo den Hollywood - Trickfilm 'Cars' in Endlosschleife. Selbst dort werden die schnurgeraden Straßen zum zentralen Motiv. Es ist aber auch einfach überwältigend. Immer wieder eröffnen sich hinter unscheinbaren Bergrücken gewaltige Hochebenen. Die umsäumenden schneebedeckten Berge sind mindesten 100 Meilen entfernt. Das gleißende Licht, die übersteuerten Farben und die wie auf einer Glasscheibe regelmäßig verteilten Wolkenflocken erzeugen bei dem gleichmäßigen Motorengeräusch eine irreale Raumwirkung, wie ich sie nicht einmal in der argentinischen Pampa erlebt habe. Gleichzeitig fliegen einem die Landschaftsfetzen nur so entgegen wie es chaotischer kaum möglich scheint (siehe unten).

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Dienstag, 19. Mai 2009
Wilder Westen
Zwei Tage kein Internet - zwei Tage in der Wildnis. Mit dem Skiresort Steamboat Springs ließen wir die Zivilisation hinter uns. An dem Innenkreis eines Mäanders des Yampa River richteten wir uns für ein wildes Nachtquartier ein. Bis auf eine Gruppe Rafter und ein paar Wildgänsen waren wir völlig allein.

Dank der reichlichen Vorräte an Wasser, Strom und Gas sind wir stets für ein paar Tage autark.



Zentraler Punkt der Abendgestaltung und inzwischen fast schon Routine - das Lagerfeuer (Für alle Grillmeister und sonstige Zündler: Mit Reisig und trockenem Präriegras geht das ganz ohne Brandbeschleuniger). Auf diese Weise erhoffen wir uns ein wenig Wärme und Distanz zu ungemütlichen Tieren. Theo ist Feuer und Flamme...



Als die Jungs schon schliefen, holten die Rafter Gitarre und Mundharmonika raus und intonierten dazu feinsten Nashville. Unter einem unendlichen Sternenhimmel wurde wieder einmal ein Klischee zur Wahrheit.

Langsam gewöhnt sich auch Paul an den Wilden Westen. Noch leidet er allerdings an einer fürchterlichen Erkältung. Man könnte sagen: wie immer auf Reisen...

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Samstag, 16. Mai 2009
RV
Bei Tempo 65 MI versteht man sein eigenes Wort nicht. Das ist kein Fahren, sondern ein unkontrolliertes Schwanken.



Gott sei Dank sind die Strassen breit und gerade, sonst wären die 25 ft Schrott schon längst in den Straßengraben gekippt. Wie kann man solche Autos bauen?

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Feine Nase
Wer grunzt denn da im nachtschwarzen Wald? Schnell das Feuer ausgep*** (soviel Zeit muss sein!) und rein ins RV. "Kinder sollen Essenflecken auf ihrer Kleidung vermeiden - Bären haben eine sehr feine Nase", lesen wir angeschlagen.

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Hinter jedem Paß eine Neue Welt
Was für eine Landschaft - oder besser Landschaften! Erst bauen sich schroffen Felsen zu schwindelerregend steilen Bergen auf. Kaum über den Paß breitet sich eine liebliche Hochebene aus. Hier schlängelt sich ein Bach als schwarzes Band durch verschneite Auen, dort ein schlohweisser Birkenhain, dazwischen silber glänzende Fichten. Noch wogen die Berge sanft wie im Schwarzwald, dann ein steiler Abbruch in einen tiefen Canyon. Mittendrin ein erodierender Dolomit. Nicht zu vergessen: die eingestreuten Sanddünen. Die Landschaft ist ein Flickenteppich - unmöglich dafür einen Begriff zu finden. Das sieht hier alles wie auf eine elektrischen Eisenbahn aus, bei der auf zwei mal vier Metern alles vorkommen muss. Was haben sich da nur die ersten Siedler gedacht? Hinter jedem Paß eine Neue Welt.

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Freitag, 15. Mai 2009
V8
Alle Vorräte sind gebunkert, die Tanks randvoll, das 'Schwarzwasser' abgelassen. Nach dem Durcharbeiten der 25-Punkte-Checkliste werde ich gleich die 230 PS starke V8- Maschine anschmeissen. Dann wird sich unser 6 t schweres Monster nach einem kräftigen Schütteln langsam in Bewegung setzen. Das Wetter ist großartig. Am Horizont sehen wir die schneebedeckten Rockies.

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Donnerstag, 14. Mai 2009
walmart
Vielleicht wären drei Wochen Bauernhof in den Bayrischen Alpen doch eine Option gewesen... Ja, alle haben uns gewarnt.

Nun sitzen wir hier in unserem recreation vehicle zwischen zwei interstates, einen Steinwurf von Littleton/ Columbine entfernt. Um ehrlich zu sein, wohnte ich hier, ich wäre der nächste Amoktäter.

Nach der zeitraubenden Übergabe unseres RV's mussten wir unsere Vorräte bei Walmart auffüllen.

RV vor Walmart

Bei Walmart sind nicht fast alle Kunden fett und fußkrank - nein: alle! Diejenige, die Ihre Fleischberge nicht mehr selber tragen können, lassen sich auf Elektrocarts durch den Megamarkt bugsieren. Einige von denen werden zusätzlich mit mobilen Atemgeräten lebensnotwendig versorgt. Die Gasflaschen werden einfach im Kindersitz des Einkaufswagens verkeilt. Die in die Nasenlöcher zur Begasung geschobenen Plastikschläuche schneiden in die wächsernen Gesichter tiefe Furchen, so dass diese Zombies entfernt an rohe Rollbraten erinnern.

Der wesentliche Unterschied zur neuköllner Karl-Marx-Strasse besteht allerdings darin, dass diese Fettmonster durchweg extrem nett und aufgeschlossen auftreten.

Nur mit Mühe konnten wir eine Einladung in eine Ranch 200 Meilen nördlich abwehren. Dafür wurde Theo von derselben Person ein echtes Fossil geschenkt sowie ein Dollar und ein Colorado-Auotaufkleber in die Hand gedrückt, damit Theo stolz zur Kasse stolzieren konnte und das Geschenk sogar selbst bezahlte. Mir wurden noch oben drein örtliche Spezialitäten in den Wagen gelegt.

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jetlag
Der Jetlag zerrt an aller Nerven. Paul und Theo sind erstmal um 3 Uhr nachts aufgewacht und waren nicht mehr zum Schlafen zu bringen.

jetlag

Dementsprechend übernächtigt taumeln wir durch die Neue Welt.

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Angekommen
Die 10 h Flug waren schon heftig. Dabei waren die Umstände vergleichweise günstig. Eingentlich hätte Paul auf einem unserer Schöße den Flug verbringen müssen. Stattdessen blieb auf wundersame Weise als einziger Platz im gesamten Flieger der Platz neben uns frei. In gewohnter Qualität umsorgte uns das Lufthansa- Team.
Dennoch hatte Paul kurz hinter Grönland die Faxen dicke. Der Tag neigte sich nach GMT+1 schließlich schon erheblich dem Ende zu - wir flogen aber erst in den Nachmittag hinein.
Das Publikum im Flieger ähnelte kaum einem europäischen Inlandsflug. Die ruralen Einflüsse der Destination waren nicht zu übersehen. Ich war mir nicht sicher, ob sie Pauls 3-h-Dauergeschrei so einfach hinnehmen würden.

Weil Onkel P dann vor lauter Geschrei noch seine Mama ankotzte, schlug bei ihr an der Immigration der Schnüffelhund für agriculture products an. Er hielt sie für heimlich importierte Äpfel, dabei hatte er nur deren Gärsäfte in der Nase...

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