Samstag, 30. Mai 2009
Yosemite
unser track dazu phoenix (mp3, 3,255 KB)

Nach vier Tagen staubiger Wüste erklommen wir wie Phönix aus der Asche die Höhen des Yosemite Nationalpark, und zwar von hinten. Das kristallklare Wasser der Bäche und Seen wirkte schon beim bloßen Anblick erfrischend. Als wir dann noch den gigantischen Sequoia Trees begegnetet war die Glückseeligkeit wieder voll hergestellt. Diese Giganten sind wirklich beeindruckend und im Gegensatz zu den dampfenden Erdlöchern im Yellowstone vermittelt sich das nur durch physische Präsenz. Wie kann etwas über 3000 Jahre wachsen?



Am nächsten Tag fuhren wir in das Yosemite Haupttal. Die weltbekannten Abbildungen vom Halfdome nebst diversen Wasserfällen sind ja schon beeindruckend. Leider sehen das schon Mitte Mai an einem Werktag viele andere auch so. Diese Menschenaufläufe waren nach den Tagen der Einsamkeit schon shocking. Wie soll das erst im Sommer werden?

Um dem zu entfliehen, entschlossen wir uns, Fahrräder zu mieten. Ich habe mir eigentlich vorgenommen, nicht in bekannte Voruteile zu verfallen. Aber was dann folgte, war unglaublich grotesk. Wir mussten einen zweiseitigen Fragebogen ausfüllen und damit bestätigen, über solche Nichtigkeiten wie der Gefahr der Unterkühlung aufgeklärt zu sein. Nach einer eindringlichen Warnung vor einer besonders drastischen Steigung wurden wir auf den Parcours geschickt. Aus diesem Perimeter durften die Leihräder nicht entfernt werden. Mit Miniaturen von Stoppschildern wurden wir stets vor dem Überqueren einer Straße gemaßregelt. Nach zehn Minuten konnten wir der Karte nicht mehr folgen. Das lag daran, dass wir uns gewaltig in dem Maßstab täuschten und den Parcours nebst drastischer Steigung bereits bewältigt hatten.



Eigentümlich waren auch die Ausrüstungen unserer Kombatanden. Während die einen in ultra hightech Equipment die 500 Meter erschöpft aber glücklich erklommen, spazierten die anderen in tradtitionellen Quäkergewändern die Strecke in derselben Zeit. Schön war aber, dass alle mit dem gleichen Ernst bei der Sache waren. Gut auch, dass die Ranger wie treue Fähnleinführen alles im Griff hatten und mit ganzer Härte die Befolgung einer Straßensperre um ein auf den sechs Meter breiten Asphalttrail herabgefallenes Blatt erzwangen. Alles wirkte wie eine große Simulation von Wirklichkeit. Ich kam mir wie ein Pfadfinder vor, der mit aller Leidenschaft auf dem Teufelsberg den Einsatz im Kaukasus proben soll. Ich bin mir sicher: All diese Warnungen und Dramatisierung sind fester Bestandteil des Entertainments.

Es tut mir leid, aber diese Art der Bevormundung und geistiger Herabsetzung setzte sich in diesem ganzen Natur-Disneyland fort und war für mich schwer zu ertragen. Zumal das Haupttal zwar mit diesen spektakulären Wasserfällen aufwarten konnte, aber im Großen und Ganzen kaum eindrucksvoller als das total einsame Nebental vom Vortage war. Mich beschlich schon in Yellowstone das Gefühl, dass diese Artifizierung eines Naturausschnitts in Form eines Nationalparks in diesem faszinierenden und endlosen Land etwas eigentümlich bleibt. Am Ende sind diese Parks Etappen - mehr nicht. Wirklich aufregend sind die Wege dazwischen!

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